Mit den jetzt sinkenden Temperaturen sind auch die Erkältungskrankheiten wieder auf dem Vormarsch. Gut beraten ist, wer nun die körpereigene Abwehr stärkt – am besten mit evidenzbasierten Maßnahmen.
Ob im Bus, im Kaufhaus oder beim Bäcker: Allerorts hört man es jetzt husten und schniefen. Im Gegensatz zur Influenza kann man sich vor Erkältungskrankheiten zwar nicht mit einer Impfung schützen, hilflos ausgeliefert ist man dem Ansturm der Erkältungsviren dennoch nicht. Deutlich senken lässt sich das Ansteckungsrisiko zum Beispiel mit einer konsequenten Handhygiene (Lancet 2015; 386: 1631-9). Mit dem mehrmals täglichen Händewaschen schützt man nicht nur sich selbst, sondern verhindert auch, dass sich die Viren in der Umgebung ausbreiten. Immerhin lässt sich nach Kontakt mit infektiösem Sekret unter Umständen bis zu zwei Tage lang Virusmaterial an den Fingerspitzen nachweisen. Dabei gewährleisten normale Handseifen eine ebenso gute desinfizierende Wirkung wie ethanolhaltige Handwaschmittel (MMW 2017; 159: 42-44).
Völlig vermeiden lässt sich der Kontakt mit Erkältungsviren trotz allem wohl kaum, daher ist es ratsam, die Immunabwehr zu stärken und die Infektanfälligkeit zu reduzieren.
Stärkung des Immunsystems
Entscheidend für ein starkes Immunsystem ist unter anderem regelmäßiger und ausreichender Schlaf. Wer auf weniger als sechs oder mehr als neun Stunden pro Tag kommt, sollte seine Schlafgewohnheiten überdenken, denn zu wenig wie auch zu viel kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken.
Wichtige Maßnahmen zur Prävention
- Händewaschen: mehrmals täglich
- Schlaf: regelmäßig und ausreichend
- Bewegung: regelmäßiges Training an der frischen Luft
- Sauna: regelmäßige Saunagänge oder Wechselduschen
Immunstärkend wirkt auch Bewegung an der frischen Luft. Entscheidend für die Infektabwehr ist allerdings die Regelmäßigkeit des Trainings. So ließ sich in einer US-amerikanischen Studie mit über 1000 Teilnehmern beobachten, dass diejenigen Probanden, die regelmäßig an fünf Tagen pro Woche im Freien sportlich aktiv waren, auf nur halb so viele Erkältungstage kamen wie die inaktiven Teilnehmer. Bei vereinzelten intensiven Trainingseinheiten hingegen bleibt die immunstimulierende Wirkung aus, vielmehr kann danach das Risiko eines viralen Infekts der oberen Atemwege sogar kurzfristig steigen.
Das Richtige tut auch, wer regelmäßig in die Sauna geht oder sich morgens nach dem Duschen kalt abbraust. Erwiesenermaßen steigt mit regelmäßig durchgeführten Wechselduschen nicht nur die Anzahl peripherer zytotoxischer T-Lymphozyten und natürlicher Killerzellen (NK-Zellen), sondern auch deren Aktivität.
In einer aktuellen Studie schlug sich dieser immunaktivierende Effekt in 30 Prozent weniger erkältungsbedingten Krankheitstagen nieder (PLoS One 2016; 11: e0161749). Ähnliche Effekte lassen sich bei regelmäßigen Saunagängen beobachten. Der Wechsel zwischen Heiß und Kalt setzt Anpassungsprozesse des neuroendokrinen Systems sowie des Immunsystems in Gang, was eine bessere Stresstoleranz und eine gesteigerte Krankheitsabwehr zur Folge hat (MMW 2017; 159: 42-44).
Infektionsschutz zum Schlucken?
Große Hoffnung setzen viele auf die Supplementierung von Vitaminen und Spurenelementen, nicht zuletzt weil sie einfach und ohne großen Aufwand umzusetzen ist. Zink beispielsweise entfaltet eine hemmende Wirkung auf die Synthese entzündlich wirkender Zytokine, wie TNF-alpha oder Interleukin-1-beta, weshalb dem essenziellen Spurenelement eine infektreduzierende Wirkung zugeschrieben wird.
Tatsächlich scheint Zink, wird es 24 Stunden nach Beginn der ersten Erkältungssymptome eingenommen, die Erkrankungsdauer verringern zu können (Dtsch Med Wochenschr 2017; 142: 217-224). Zur Frage, ob die Erkältung infolge der Zinkeinnahme milder verläuft, fallen die Ergebnisse jedoch widersprüchlich aus. Der Nutzen der langfristigen Prophylaxe, das heißt mindestens 75 mg pro Tag über fünf Monate, lässt sich bislang nicht beurteilen. Es gibt schlichtweg zu wenige Daten.
Für das Vitamin C wiederum lässt sich festhalten: Personen, die einer hohen physischen oder psychischen Belastung ausgesetzt sind, können sich mit der Einnahme von Vitamin C (> 200 mg/Tag) offenbar vor einer Erkältungskrankheit schützen. Gemäß eines Cochrane-Reviews aus dem Jahr 2013 halbierte sich in diesem Patientenkollektiv das Erkältungsrisiko (Chochrane Database Syst Rev 2013, Jan 31;(1): CD000980).
Bei allen anderen ansonsten gesunden Personen scheint die Vitamin-C-Einnahme die Infektionswahrscheinlichkeit nicht verringern zu können. Lediglich die Krankheitsdauer verkürzt sich offenbar bei sehr hoher Dosierung (> 1 g/Tag), wobei bei so hohen Dosen der Nutzen mit Blick auf mögliche Nebenwirkungen kritisch abzuwägen ist (Dtsch Med Wochenschr 2017; 142: 217-224).
Nicht üppig fällt auch die Studienlage zum Nutzen des Knoblauchs aus (Cochrane Database Syst Rev 2014; online 11. November). In den wenigen Studien scheint eine prophylaktische Einnahme eines Knoblauchpräparates über mehrere Monate das Immunsystem zu stärken. Neben dem Ansteckungsrisiko verringerte sich auch die Symptomdauer. Und im Blut der Probanden, die das Knoblauchpräparat eingenommen hatten, fiel 45 Tage nach Einnahmebeginn eine höhere Proliferation und Aktivität der Gamma-delta-T-Zellen und NK-Zellen auf (Dtsch Med Wochenschr 2017; 142:217-224).
Eindeutig ist die Beweislage auch für das Vitamin D nicht. In einer Metaanalyse mit sieben Studien aus dem Jahr 2015 beispielsweise ließ sich kein Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Einnahme und Erkältungsfrequenz nachweisen (Br J Nutr. 2015; 114 (7): 1026-1034).
Selbst unter hochdosiertem Vitamin D treten Erkältungen offenbar nicht seltener auf, wie nun eine aktuelle Studie aus Australien ergab (JAMA 2017; 318(3): 245-254).