In Deutschland hat sich die Zahl der Keuchhusten-Fälle im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Bis Mitte Mai dieses Jahres wurden etwa 4.500 Fälle gemeldet. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es nur rund 1.500 Fälle. Auch in Europa sind die Keuchhusten-Fälle stark gestiegen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres gab es rund 32.000 Fälle. Das ist fast genauso viele wie im gesamten Jahr 2019, als der Durchschnitt bei etwa 38.100 Fällen lag.
Keuchhusten (auch Pertussis genannt) wird durch Bakterien verursacht und ist sehr ansteckend. Es gehört weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwege.
Die Bakterien, die Keuchhusten verursachen, gibt es nur beim Menschen. Die Krankheit wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, das heißt durch Husten oder Niesen. Keuchhusten ist sehr ansteckend – man kann sich schon anstecken, wenn man nur einen Meter entfernt ist. Die Ansteckungsgefahr ist in den ersten zwei Wochen der Erkrankung am höchsten, aber auch ohne Behandlung kann die Ansteckung mehrere Wochen lang bestehen bleiben.
Keuchhusten tritt das ganze Jahr über auf, aber im Herbst und Winter gibt es mehr Fälle. Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder, die noch keinen Impfschutz haben. Zwei Drittel der Keuchhusten-Fälle gibt es mittlerweile bei Erwachsenen über 19 Jahre. Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, beträgt normalerweise 9 bis 10 Tage, kann aber auch zwischen 6 und 20 Tagen liegen. Nach einer Erkrankung oder Impfung bleibt die Immunität nicht für immer bestehen.
Keuchhusten hat drei typische Krankheitsstadien:
- Im ersten Stadium, das 1 bis 2 Wochen dauert, gibt es Symptome wie Husten, Schnupfen und ein allgemeines Schwächegefühl. Fieber tritt selten auf.
- Danach beginnt der Husten, der der Krankheit ihren Namen gibt. Der Husten ist trocken und langwierig, mit krampfartigen Hustenstößen, die oft mit einem keuchenden Geräusch enden. Viele Menschen erleben häufige Hustenanfälle, die vor allem nachts stärker sind als tagsüber. Diese Hustenanfälle können sehr schmerzhaft sein und führen oft dazu, dass zäher Schleim abgehustet und manchmal Erbrochenes ausgeworfen wird. Betroffene haben oft wenig Appetit und Schlaf. Fieber ist selten. Besonders bei Neugeborenen und Säuglingen kann Keuchhusten zu gefährlichen Atemstillständen führen. Dieser Husten dauert normalerweise 4 bis 6 Wochen.
- In der Erholungsphase, die 6 bis 10 Wochen dauert, klingen die Hustenanfälle allmählich ab. Auch danach kann es noch Monate lang zu Reizhusten kommen, wenn man kalte Luft einatmet, sich körperlich anstrengt oder Zigarettenrauch ausgesetzt ist.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen verläuft Keuchhusten häufig ohne die typischen Hustenanfälle, dafür aber mit langanhaltendem Husten. Diese untypische Form macht es schwer, die Krankheit zu erkennen. Deswegen ist die Ansteckungsgefahr auch bei Erwachsenen, die die Krankheit nicht bemerken, groß.
Komplikationen, die bei Keuchhusten auftreten können, sind:
- Am häufigsten Lungenentzündungen, die durch andere Bakterien verursacht werden (bei älteren Erwachsenen und Säuglingen bis zu 10 %).
- Ohrentzündungen (Otitis).
- Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis).
- Unkontrollierter Husten während der Anfälle, der zu Harninkontinenz führen kann.
- Leistenbrüche, Rippenbrüche oder Pneumothorax (Luftansammlung in der Brusthöhle).
- Seltene Blutungen im Auge oder im Gehirn.
- Sehr selten neurologische Probleme wie Krampfanfälle oder Gehirnentzündungen, vor allem bei Säuglingen.
Es gibt eine Impfung gegen Keuchhusten.
- Säuglinge sollten 3 Impfungen erhalten, im Alter von 2, 4 und 11 Monaten. Keuchhusten kann für Säuglinge sehr gefährlich sein, deshalb sollten sie möglichst früh geimpft werden. Diese Impfungen können oft zusammen mit den regulären Früherkennungsuntersuchungen durchgeführt werden.
- Kinder und Jugendliche sollten mit 5 bis 6 Jahren und nochmals zwischen 9 und 16 Jahren eine Auffrischimpfung erhalten.
- Erwachsene sollten ihre nächste fällige Impfung gegen Tetanus und Diphtherie zusammen mit einer Keuchhusten-Impfung machen, auch wenn sie wegen einer Verletzung eine Tetanus-Impfung benötigen.
- Schwangere sollten sich ab der 28. Schwangerschaftswoche im letzten Drittel der Schwangerschaft impfen lassen. Wenn eine Frühgeburt wahrscheinlich ist, sollte die Impfung schon im zweiten Schwangerschaftsdrittel erfolgen. Jede Schwangerschaft sollte unabhängig von früheren Impfungen gegen Keuchhusten eine Impfung erhalten.
- Personen, die in engem Kontakt mit Säuglingen stehen, wie Familienmitglieder oder Tagesmütter, sollten sich impfen lassen, wenn sie in den letzten 10 Jahren nicht gegen Keuchhusten geimpft wurden. Die Impfung sollte idealerweise spätestens 4 Wochen vor der Geburt des Kindes erfolgen, alternativ während der Schwangerschaft oder direkt nach der Geburt.
- Auch Personal im Gesundheitswesen oder in Einrichtungen wie Kindergärten sollte sich impfen lassen, wenn sie in den letzten 10 Jahren keine Keuchhusten-Impfung erhalten haben.
Bitte überprüfen Sie Ihren Impfpass, um sicherzustellen, dass Sie gegen Keuchhusten geimpft sind. Wenn Sie sich unsicher sind, sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt.
HALEO-Patienten können uns ihren Impfpass zusenden. Wir überprüfen ihn mit unserem elektronischen Impfpass und beraten Sie zu den nötigen Impfungen.
Es lohnt sich, sich impfen zu lassen, um nicht wochen- oder monatelang mit schmerzhaften Hustenanfällen und den genannten Komplikationen leben zu müssen.