Schutz vor Zecken

Sie lauern im Gebüsch und können gefährliche Krankheiten übertragen: Zecken haben derzeit Hochsaison. Wo ist das Infektionsrisiko am größten? Und wie entfernt man die Parasiten richtig?

Das gute Wetter lockt die Menschen ins Grüne. Aber nicht nur die Sonne zeigt sich vermehrt im Juni, auch Zecken haben derzeit Hochsaison. Was viele nicht wissen: Man muss sich nicht unbedingt im Wald aufhalten, um von einem der Tiere gebissen zu werden. Zecken lassen sich nicht von Bäumen fallen, sondern lauern auf Grashalmen und Sträuchern.

Wie entfernt man die Tiere richtig? Wann besteht Infektionsgefahr? Und wie kann man sich schützen? Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Zeckensaison.

Ist ein Zeckenbiss gefährlich?

Meistens nicht. Manchmal übertragen Zecken aber doch gefährliche Krankheiten. Am häufigsten geben die Spinnentiere in Deutschland Erreger der Lyme-Borreliose an den Menschen weiter. Die Bakterien gibt es landesweit. Laut Robert Koch-Institut (RKI) tritt in Deutschland im Schnitt bei fünf von hundert Menschen nach einem Zeckenbiss eine Infektion auf.

Seltener können Zecken uns Menschen auch mit Viren infizieren, die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auslösen, eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Die Erreger sind vor allem im Süden Deutschlands verbreitet (siehe Karte unten), etwa in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen und im südöstlichen Thüringen. Einzelne Risikogebiete befinden sich aber auch in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Sachsen. 2016 infizierten sich deutschlandweit 348 Menschen mit FSME. 2017 waren es bislang 28.

Wie entfernt man Zecken richtig?

Dabei ist vor allem Gefühl gefragt. Am besten greift man die Zecke mit einer spitzen Pinzette oder einer Zeckenkarte möglichste weit vorne an der Bissstelle. Notfalls tun es auch die Fingernägel als Werkzeug. Dann löst man die Parasiten vorsichtig durch leichtes Rütteln aus der Haut. Niemals sollte man dabei Druck auf den vollgesogenen Körper ausüben. Auch größere Drehbewegungen werden nicht empfohlen.

Ist die Zecke entfernt, sollte man die Bissstelle desinfizieren und prüfen, ob Teile stecken geblieben sind. Nicht immer ist das ein Problem. In der Regel stößt der Körper die Fremdkörper ähnlich wie einen Holzsplitter nach einer gewissen Zeit von selbst ab. Bildet sich doch eine Entzündung, sollte ein Arzt die Überreste entfernen.

Woran erkennt man eine Borreliose?

Die Borreliose zeigt sich häufig, aber nicht in allen Fällen, durch einen roten Ring um die Bissstelle der Zecke, der wächst oder wandert. Er kann auch noch Tage oder Wochen nach dem Biss entstehen, deshalb sollte man die Stelle aufmerksam beobachten. Um festzustellen, ob sich der Ring verändert, kann man die Rötung mit einem Kugelschreiber umrunden. Auch Fieber, Kopfschmerzen und Müdigkeit können auf eine Borreliose hindeuten. Eine Fingernagel große Rötung, die länger besteht als bei z.B. Mückenstichen o.ä. ist regelhaft normal.

Wer sich nach einem Zeckenbiss unwohl fühlt oder einen roten Ring entdeckt, sollte zum Arzt gehen. Wird die Infektion rechtzeitig entdeckt, kann man sie mit Antibiotika behandeln. Breiten sich die Bakterien jedoch über längere Zeit ungehindert im Körper aus, lassen sie sich teils nicht mehr wirkungsvoll bekämpfen.

Schäden an verschiedenen Organen können die Folge sein - etwa Gelenkbeschwerden sowie vorübergehende Lähmungen und Entzündungen im Gehirn sind möglich. Sie können auch noch mehr als ein halbes Jahr nach dem Zeckenbiss entstehen. Bei Beschwerden ist es daher sinnvoll, den Arzt auch über länger zurückliegende Bisse zu informieren.

Wie macht sich eine FSME-Infektion bemerkbar?

Bei FSME treten nur bei etwa 30 von 100 Betroffenen in den ersten ein bis zwei Wochen nach dem Biss Beschwerden auf. Dazu zählen Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen. Schreitet die Infektion fort, können Entzündungen im Gehirn und den Hirnhäuten entstehen. Extreme Müdigkeit, Bewusstseinsstörungen, Zittern und Gleichgewichtsstörungen sind die Folge.

Im Gegensatz zur Borreliose gibt es keine Medikamente zur FSME-Behandlung. Laut RKI heilt die Krankheit häufig nach einiger Zeit von selbst aus, auch nach schwerem Verlauf.

Was schützt vor FSME und Borreliose?

Gegen FSME gibt es eine Impfung. Die Ständige Impfkommission des RKI empfiehlt sie Menschen, die in Gebieten mit erhöhten Risiko für FSME leben und sich oft in der Natur, auf Wiesen und in Wäldern aufhalten.

Eine Infektion mit Borreliose lässt sich verhindern, indem man die Zecke möglichst schnell entfernt. Nach ungefähr zwölf bis 48 Stunden steigt das Risiko, dass die Bakterien von der Zecke auf den Menschen übergehen deutlich. Je zügiger das Tier also aus der Haut gezogen wird, desto besser. Eine Impfung gegen Borreliose gibt es nicht.

Am besten ist es daher, den Zeckenbiss von vornherein zu verhindern. Nach Ausflügen ins Grüne sollte man seinen Körper gründlich absuchen. Zecken laufen zunächst einige Zeit umher, bevor sie zubeißen. Lange Kleidung und in die Socken gesteckte Hosenbeine bieten ebenfalls Schutz. Sprays gegen Zecken können helfen, halten die Tiere aber nicht sicher ab.

Patienten-Information nach Zeckentich

(aus DDG S2k-LL Kutane Lyme-Borreliose; AWMF-Reg.-Nr. 013/044)

1.

Entfernen Sie die Zecke so bald wie möglich. Am besten geeignet sind spezielle Zeckenpinzetten oder Zeckenkarten. Ziehen oder schieben Sie die Zecke langsam mit Geduld aus der Haut heraus – ohne Drehen oder Vorbehandlung mit Öl oder Klebstoff. Vermeiden Sie das Quetschen des Körpers. Falls ein Rest des Stechapparates (häufig fehlinterpretiert als „Kopf“) in der Haut verbleibt, können Sie ihn mit einer sterilen Nadel oder Kürette entfernen oder auch von einem Arzt entfernen lassen. Hinsichtlich einer Übertragung von Borrelien ist das Verbleiben des Stechapparates in der Haut unbedenklich.

2.

Suchen Sie sorgfältig den Körper und bei Kindern vor allem auch den Kopf nach weiteren Zecken ab.

3.

Beobachten Sie die Haut in der Umgebung der Einstichstelle 6 Wochen lang.
Eine unmittelbar nach dem Stich auftretende Rötung durch die Zeckenspeichelstoffe bildet sich innerhalb einiger Tage zurück. Tritt danach erneut eine Rötung auf oder vergrößert sich die anfängliche Rötung auf ≥5 cm, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Es kann sichum die Frühmanifestation der Lyme-Borreliose, das Erythema migrans (Wanderröte), handeln.

4.

Bei einer typischen Wanderröte in der Umgebung des Zeckenstiches soll auch ohne
Blutuntersuchung und auch bei noch fehlendem Antikörpernachweis im Blut bereits eine Antibiotikabehandlung vorzugsweise mit Doxycyclin (bei Kindern erst ab 9. Lebensjahr) oder mit Amoxicillin durchgeführt werden.

5.

Die Verbreitung der Borrelien über den Blutweg kann sich – auch ohne Rötung der Haut – durch ein grippeartiges Krankheitsgefühl ohne Beschwerden in den Atemwegen bemerkbar machen. Es können die Vorboten einer Organerkrankung sein, z. B. der Gelenke oder des Nervensystems. Suchen Sie dann einen Arzt auf, der über die Notwendigkeit einer Blutuntersuchung auf Borrelienantikörper entscheidet.

6.

Die Lyme-Borreliose ist im Frühstadium durch die leitliniengerechte Antibiotikatherapie vollständig heilbar. Spätmanifestationen werden dadurch verhindert.

7.

Eine Untersuchung der Zecke auf Borrelien ist nicht sinnvoll, da bei positivem Nachweis nicht sicher ist, ob die Borrelien überhaupt in die Haut übertragen wurden und ob sie im Falle der Übertragung zu einer Erkrankung führen. Ein negatives Ergebnis schließt eine Übertragung nicht aus.

8.

Nur ein kleiner Teil der mit Borrelien infizierten Menschen erkranken! Aus diesem Grund ist von einer vorbeugenden oralen Antibiotikatherapie abzuraten.

Eine routinemäßige Blutkontrolle auf Borreliose ist nach Expertenmeinung ebenso unsinnig wie die Zecke selber auf Borrelien untersuchen zulassen.

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