HALEO kann Geriatrie

Es gibt immer mehr alte Menschen – und der Mensch wird immer älter. Der demografische Wandel führt dazu, dass heute in allen Gebieten der Medizin immer mehr alte Patienten behandelt werden, die auf spezielle ärztliche Hilfe angewiesen sind. Die Geriatrie ist die medizinische Spezialdisziplin, die sich mit den körperlichen, geistigen, funktionalen und sozialen Aspekten in der Versorgung von akuten und chronischen Krankheiten, der Rehabilitation und Prävention alter Patientinnen und Patienten sowie deren spezieller Situation am Lebensende befasst.

Ihre HALEO-Ärzte bilden sich kontinuierlich fort. So haben Frau Sieglinde Thießen und Dr. med. Matthias Hempel sich für die Geriatrie interessiert und durch umfassende Fortbildung die geriatrische Grundversorgung als medizinische Zusatzbezeichnung erworben.

Was ist Geriatrie?

Geriatrische Medizin behandelt die speziellen Erkrankungen alter Patientinnen und Patienten, die häufig älter als 65 Jahre sind. Die Mehrzahl der Patienten, die von Geriatrischer Medizin profitiert, gehört der Altersgruppe der über 80-Jährigen an. Diese Patientengruppe weist einen hohen Grad an Gebrechlichkeit und Multimorbidität auf und erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Im Alter können sich Krankheiten mit einem veränderten Erscheinungsbild präsentieren und sind daher häufig schwer zu diagnostizieren. Therapieerfolge treten verzögert ein. In der Regel besteht zusätzlich ein Bedarf an sozialer Unterstützung. Geriatrie umfasst daher nicht nur organorientierte Medizin, sondern bietet zusätzlich die Behandlung im interdisziplinären Team, welche den funktionellen Status und die Lebensqualität des älteren Patienten verbessert und seine Autonomie fördert.

Was genau macht eigentlich ein Geriater? Was sind die Besonderheiten einer geriatrischen Behandlung? Und wie kann die Geriatrie zur Optimierung der Versorgung sehr alter Patienten beitragen?

Geriatrie, auch bekannt als Altersmedizin, ist die Lehre von den Krankheiten des alternden Menschen. In den meisten europäischen Ländern ist die Geriatrie ein eigenständiges Fach oder ein Schwerpunkt in der Inneren Medizin. In Deutschland steckt sie noch in den Anfängen: Bisher ist sie als Schwerpunkt in der Inneren Medizin in drei Bundesländern (Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt) anerkannt. Auch an den Universitäten werden Impulse gesetzt: Immer mehr Institutionen sind dabei, einen Lehrstuhl für Geriatrie einzurichten. Bereits berufstätige Ärzte haben die Möglichkeit, sich zum Geriater fortzubilden, indem sie anderthalb Jahre lang an einer entsprechend zertifizierten Klinik tätig sind.

Was macht ein geriatrischer Arzt?

Er ist der Spezialist für die Behandlung sehr alter Menschen. Denn der Organismus eines 90-Jährigen funktioniert anders als der eines 30-Jährigen. Vor allem: Der typische Geriater wird immer mehr zum Netzwerker zwischen den Disziplinen. Denn je nach Leiden oder Symptom, wird der alte Patient in unterschiedlichen medizinischen Bereichen behandelt, von vielen Ärzten und Therapeuten, die im Zweifelsfalle nichts voneinander wissen und sich nicht austauschen. Eigentlich ist in jedem Fall aber das Wissen der Altersmediziner vonnöten, um hochbetagten Patienten eine ausgezeichnete Versorgung zu gewährleisten. Gerade deshalb werden Geriater in der Medizin der Zukunft eine strategisch wichtige Rolle spielen. Bei ihnen laufen alle Fäden zusammen. Die Zukunft der Medizin steht deshalb vor großen Herausforderungen. Da wäre die wachsende Komplexität von diagnostischen und therapeutischen Prozessen, die Zunahme dementieller Syndrome, die Verknappung von Ressourcen. Aber auch die familiäre Unterstützung wird weniger. Vor genau diesem Kontext sucht die Medizin des Alterns für ältere Menschen individuelle Lösungen.

Welche Patienten behandeln geriatrische Ärzte?


Der durchschnittliche geriatrische Patient ist über 70 Jahre alt. Für seine Behandlung ist ein ganzheitlicher Ansatz notwendig, denn viele Senioren leiden an mehreren Krankheiten zugleich, die teilweise chronisch sind. Spezifischen Krankheitserscheinungen können so nicht gezielt behandelt werden.

Ein typisches Beispiel für diese Multimorbidität wäre eine hochbetagte Person, die an Herz- und Nierenschwäche sowie schweren Gelenkschmerzen leidet. Zusätzlich lässt die geistige Fitness deutlich nach. Kommt es nun zu einem Sturz und einem Knochenbruch, kann dies überaus komplexe Auswirkungen auf die Gesamtgesundheit des Patienten haben. Im schlimmsten Fall kann der Sturz Auslöser einer Kettenreaktion werden: Nicht nur, dass der Patient künftig auf Hilfe im Alltag angewiesen ist, um zu essen, sich an- und auszuziehen oder zu waschen. Gleichzeitig wächst auch die Wahrscheinlichkeit für weitere Komplikationen wie erneute Stürze, Mangelernährung oder Infektionen durch unzureichende Hygiene.
Das Ziel des Geriaters als spezialisierter Facharzt ist daher, nicht nur ein bestimmtes Symptom zu behandeln, sondern den Gesamtzustand des Patienten im Blick zu haben und ihm zu helfen, so lange wie möglich seine Gesundheit und Autonomie im Alltag zu bewahren.

Was sind die Besonderheiten einer geriatrischen Behandlung?

Wegen der komplexen Situation älterer Patienten nutzt der Geriater zusätzlich zu den klassischen ärztlichen Untersuchungsmethoden das geriatrische Assessment, um alterstypische Mehrfacherkrankungen, körperlich-funktionelle Defizite, aber auch mentale und psychische Probleme sowie das soziale Umfeld des Patienten abzubilden. Auf Grundlage dieser Ergebnisse kann der Arzt die multiprofessionelle Therapie planen und überprüfen. Das Ziel des Geriaters ist, die geriatrischen Patienten zu identifizieren, dem funktionellen Abbau und der Beeinträchtigung des gesamten Organismus entgegenzuwirken und das bisherige Niveau an Autonomie zu erhalten oder wiederherzustellen.

Worin besteht der theoretische Hintergrund geriatrischer Arbeit?


Wegen der altersbedingt eingeschränkten Organreserven (die aktive Zellmasse sinkt, die Kompensationsmöglichkeiten sind eingeschränkt) reagieren betagte Patienten auf unterschiedliche Auslöser häufig mit ähnlichen Mustern. Diese werden als geriatrische Krankheitszeichen (Syndrome) bezeichnet, zum Beispiel Sturz und Immobilität, Inkontinenz, Mangelernährung, Verlust von Muskelmasse, Gebrechlichkeit, Austrocknung aufgrund zu wenigen Trinkens, chronischer Schmerz und anderes mehr. Aufgrund ihrer vielfältigen Ursachen unterscheiden sich diese vom klassischen Syndrombegriff.
Eine Behandlung muss sowohl die Auslöser, aber auch die Reaktionen der verschiedenen Organsysteme im Kontext der Mehrfacherkrankungen berücksichtigen. Dazu ist es notwendig abzuwägen, welche Krankheiten tatsächlich mit Medikamenten behandelt werden sollten, um so wenige Nebenwirkungen wie möglich zu erzeugen. Zusätzlich sollten Ärzte auf nicht-medikamentöse Therapieformen wie Krankengymnastik, Ergotherapie, Sprach- und Schlucktherapie sowie soziale Maßnahmen setzen.

Was muss ein Geriater können?


Der Geriater muss vielseitig agieren können: So muss er neben dem geriatrischen Assessment und der Kenntnis geriatrischer Syndrome auch gute differentialdiagnostische und pharmakologische Kenntnisse haben. Zu den weiteren Anforderungen gehören umfassende Kenntnisse in der Inneren Medizin und anderen Fachgebieten. Untersuchungsmethoden wie EKG, Endoskopie, Echokardiographie, Doppler-Druck-Messung und Schluckdiagnostik müssen ihm vertraut sein.

Ein langer Anforderungskatalog. Doch notwendig, wenn man bedenkt dass dem Arzt im Alltag so unterschiedliche chronischen Alterskrankheiten begegnen wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes, Nierenschwäche, chronischen Atemwegserkrankungen, Durchblutungsstörungen, Mangelernährung, Blutmangel, Arthrose, Osteoporose, Demenz, Depression, chronische Schmerzen und vieles mehr. Eine qualifizierte Geriatrie ist zudem ohne Kenntnisse der internistischen Intensivmedizin nicht machbar. Spezielle Techniken wie Elektroenzephalografie (EEG), Elektroneurografie (ENG), Computertomographie (CT), Herzkatheter und andere sind wichtige Ergänzungen in der Hand des beratend hinzugezogenen Organspezialisten.